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Austauschprojekt „Deutsch-indisches Klassenzimmer“

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Schuldorf Bergstraße meets Vivek-High-School in Chandigarh / Punjab

KL indien 01Im März 2015 beschlossen 14 wagemutige Schülerinnen und Schüler der damaligen Jahrgangsstufe 9 des Schuldorfs und zwei der Alice-Eleonoren-Schule in Darmstadt am Projekt „Deutsch-indisches Klassenzimmer“, das über die Robert-Bosch-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut angeboten wird, teilzunehmen.

Dieses Projekt ist über ein komplettes Jahr angelegt und beinhaltet einen Besuch indischer Austauschschülerinnen und –schüler in Deutschland und den anschließenden Gegenbesuch in Indien.
Betreut und begleitet wurde das Projekt von zwei indischen Lehrerinnen, Anjali Punj und Vrinda Sharma von unserer Partnerschule, der Vivek-High-School in Chandigarh (im Bundesstaat Punjab), und von Anne-Katrin Kolb, Katja Lang, Sybille Schwarz und Ulrike Wolf.

 

Für das Projekt wurde, in Absprache mit den indischen Partnern, der Titel „Once upon a time...How Fairy Tales and Legends shape the Way we view the World” gewählt. Ziel des Projektes sollte sein, gemeinsam zu einer Bewusstmachung und einem Austausch darüber zu kommen, inwieweit Geschichten, Mythen und Legenden unsere Erziehung und damit auch unser weiteres Leben und unseren Blick auf die Welt prägen. Welche Moralvorstellungen werden in den Erzählungen unserer Kindheit transportiert und wie beeinflussen sie das Leben in unserer Gesellschaft?
Nachdem die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler feststanden, wurden Austauschpaare gebildet und sofort begann ein intensiver E-Mailverkehr.
Die jeweiligen Besuche wurden auf Oktober und November terminiert.

Und dann begann im Sommer die Arbeit am Projekt....
Zur Vorbereitung auf den Aufenthalt der indischen Gäste bei den deutschen Gastfamilien fanden bis zum Schuljahresende drei Workshops im Juni und Juli statt. Die Teilnahme war verpflichtend, die Workshops fanden halb- bzw. ganztägig statt und hatten folgende Themenschwerpunkte:
• Einarbeitung in das Thema Märchen und Mythen
• Verständigung über Werte und Moralvorstellungen, die in deutschen Märchen und Legenden transportiert werden
• Informationen zum Gastland Indien, zur indischen Kultur und Geschichte und zu der Partnerschule
• Erfahrungsaustausch aus dem letztjährigen Austausch durch Mitschüler
• Visaformalitäten
• Abstimmung über das Programm während des Besuchs der indischen Gäste in Deutschland
• Interkulturelles Training


Anfang Oktober 2015 war es dann endlich soweit und die indische Schülerinnen und Schüler mit ihren zwei Lehrerinnen landeten an einem Freitag, zwei Wochen vor den Herbstferien, in Frankfurt. Begrüßt wurden sie von uns mit Sonnenblumen und Transparenten und dann begann das Abenteuer für die deutschen Familien, für zwei Wochen einen Gast aus Indien aufzunehmen. Als die Gruppe sich am nächsten Tag traf, um über die ersten Eindrücke zu sprechen, sich in der Gruppe kennenzulernen und gemeinsam zu spielen und zu essen, sah man ausschließlich lachende und fröhliche Gesichter. Bei vielen Paaren klappte die Verständigung von Anfang an und im Laufe der folgenden zwei Wochen bildeten sich feste Freundschaften. Es wurde gemeinsam gekocht, getanzt, gesungen und gefeiert und natürlich auch viel am gemeinsamen Thema „Märchen und Mythen“ gearbeitet. Während des Aufenthalts fanden zwei jeweils 3-tägige Fahrten nach Heidelberg und München sowie mehrere Workshops statt. Die deutsche Schülergruppe hatte beschlossen, sich während dieser Zeit mit dem Grimmschen Märchen „Aschenputtel“ auseinanderzusetzen. Neben der Arbeit gab es selbstverständlich auch jede Menge Kulturprogramm wie eine Fahrt auf dem Neckar, Disco-und Kinobesuche, eine Besichtigung des Schlosses Neuschwanstein und der Heidelberger Universität und natürlich – ganz wichtig – Zeit zum Shoppen.
Den feierlichen Höhepunkt des Besuchs bildete eine große Abschlussveranstaltung vor der Schulgemeinde, bei der die indischen und deutschen Schülerinnen und Schüler die Ergebnisse der Workshops zum Märchen vom „Aschenputtel“ vortrugen. Es wurde Theater gespielt, Gedichte wurden vorgetragen, Tänze und Pantomimen aufgeführt und Lieder gesungen. Der offizielle Teil des Abends endete mit einem umfangreichen deutsch-indischen Büffet, bevor ohne Eltern und Lehrer privat Abschied gefeiert wurde.

Doch dieser Abschied war ja nur einer auf Zeit, denn schon Ende November machten wir (die deutschen Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Katja Lang und Ulrike Wolf) uns auf die Reise nach Delhi, wo wir mitten in der Nacht von Anjali Punj und Vrinda Sharma am Flughafen empfangen wurden. Nach fünfstündiger Busfahrt erreichten wir am Morgen Chandigarh und es gab ein fröhliches Wiedersehen mit den indischen Freundinnen und Freunden. Empfangen wurden wir, ganz traditionell, mit Blumengirlanden und einem Punkt auf die Stirn als Zeichen des freudigen Willkommenheißens.
Vom 20. November bis 04. Dezember waren wir nun zu Gast in Chadigarh.
Dem voraus gegangen war ein weiterer Workshop zur Vorbereitung auf die Reise u.a. zum Thema „Indische Gottheiten und Religionen“ .

Die indische Gruppe hatte das Epos „Ramayan“ als Themenschwerpunkt ausgesucht und nach einer Verständigung über den Inhalt wurden Aussage und inhaltliche Elemente der Legende in kreativer Form umgesetzt. Es wurde in Gruppen gemalt, gedichtet, komponiert und inszeniert, so dass auch am Ende dieses Besuchs ein beeindruckendes Spektrum an Ergebnissen im Rahmen einer feierlichen Präsentation vorgeführt werden konnte.
Im Laufe der Tage kam es zu einem intensiven Austausch über unsere unterschiedlichen und gemeinsamen Wertvorstellungen. Am Ende unseres Aufenthaltes hatten wir alle Einblicke in die Erzählkultur des Gastlandes erhalten und ein tieferes Verständnis für die Sichtweisen des jeweils anderen. Es herrschte Einigkeit darüber, dass wichtige Themen wie Freundschaft, Treue, Liebe und Solidarität von uns allen ähnlich bewertet wurden und unsere so unterschiedlichen Kulturen sich oft sehr nah waren.

Aber das war natürlich nur ein Teil der Reise.
Das Leben in den Familien, die sich mit einer unglaublichen Gastfreundschaft und Großzügigkeit um uns kümmerten, die uns mit der indischen Küche (abgemildert auf europäische Essgewohnheiten) vertraut machten, uns mit zu Hochzeiten nahmen oder Kamelritte ermöglichten, uns ihre Religionen erklärten und Partys organisierten, mit uns auf Märkte und ins Kino gingen oder Tempelanlagen und Shopping-Malls besuchten, war für uns alle eine einmalige Erfahrung. So konnten wir dieses fremde Land auf eine Art kennenlernen, die Touristen verschlossen bleibt, und machten Erfahrungen, die wir nie vergessen werden.
Natürlich gab es auch Momente, in denen die Fremdheit verunsicherte, aber immer hatten wir unsere Gastgeber zur Seite, die sich in jeder Situation unserer annahmen.
Als gesamte Gruppe machten wir Ausflüge in die Ausläufer des Himalaya-Massivs, es waren ein Besuch der Universität in Chandigarh und Fahrten nach Amritsar, Agra und Delhi organisiert. Als touristische Highlights standen der Besuch des „Goldenen Tempels“ in Amritsar und des Taj Mahal auf dem Programm sowie die Besichtigung hinduistischer Tempelanlagen und moslemischer Baudenkmäler.


Die Aussagen der Schuldorf-Schülerinnen und -Schüler sprechen für sich:

Indien war der interessanteste Austausch, den ich jemals gemacht habe, da man eine völlig andere Kultur kennen gelernt hat. Wir hatten auch das Privileg, in Familien vor Ort leben zu können was uns ermöglichte, das wahre Leben in Indien kennenzulernen.
(Luca Schnitzer)

Für mich hat sich der Indienaustausch sehr gelohnt, da wir viel Neues sehen durften und viele neue Freundschaften knüpfen konnten. Nicht nur die Sehenswürdigkeiten haben mich sehr beeindruckt, sondern die ganze Gesellschaft, die doch sehr anders als erwartet war. Ich kann nur jedem empfehlen Indien zumindest ein Mal im Leben zu besuchen, um sich ein Bild von dieser komplett anderen, jedoch sehr inspirierenden Kultur zu machen.
(Ana Musil)

Der Indien Austausch hat mir richtig gut gefallen. Ich habe viele neue Leute kennen gelernt und Erfahrungen und Erinnerungen für mein Leben gesammelt, die ich nie vergessen werde. Ich würde jederzeit noch einmal hinfliegen.
(Celine Mulfinger)

Für mich war der Indienaustausch ein unvergessliches Ereignis. In Indien wurde man überall mit offenen Armen empfangen. Die Inder waren super gastfreundlich und immer bemüht, uns ihre Kultur und Traditionen näher zu bringen. In den zwei Wochen konnte ich nur positive Eindrücke sammeln und habe viele neue Freundschaften geschlossen. Indien ist für mich ein Land voller Gegensätze, aber trotzdem faszinierend schön.
(Paul Geissler)

Indien ist ein Land des Lebens, während unsere Straßen nach 20 Uhr leer gefegt sind, sind dort die Menschen immer noch auf der Straße und verkaufen ihre frisch auf dem Gaskocher zubereiteten Gerichte oder preisen Schnürsenkel, Handtücher oder Blumenketten feil.
Natürlich kann das laute und aktive Leben, gerade für Reisenden wie uns, etwas anstrengend sein, doch durch unseren Austausch konnten wir es nicht nur von außen betrachten, sondern daran teilhaben.
Unsere Indienreise war eine tolle Erfahrung, ich weiß nun viele unserer Standards besser zu schätzen, doch am wichtigsten ist die Tatsache, dass ich Freunde gefunden habe, die trotz 6.000 km Entfernung doch gar nicht mal so unterschiedlich sind.
(Jeremias Meyer)

Nach einem achtstündigen Flug kamen wir am Flughafen in Delhi an. Das erste was man bemerkte, als man aus dem Flieger trat, war der Teppichboden, der sich über den kompletten Flughafen erstreckte. Außerdem fiel einem direkt die schlechte Luft auf, die wirklich beim Einatmen in der Nase wehtat. Nach Ausfüllen eines Personalbogens und Gepäckausgabe trafen wir außerhalb des Flughafens die indischen Lehrerinnen, die uns etwas zu essen und zu trinken mitbrachten. Wir warteten dann ca. 15 Minuten auf den Bus, der uns nach Chandigarh fuhr. Während der Busfahrt wollten wir ursprünglich schlafen, jedoch hupte der Busfahrer alle 20 Sekunden und hielt uns dadurch vom Schlafen ab. In Chandigarh wurden wir, nach fünfstündiger Fahrt, um 9 Uhr morgens sehr höflich an der Bushaltestelle empfangen. Jeder bekam einen roten Punkt auf seine Stirn und man hat Bilder mit seiner Gastfamilie oder Freunden vom Austausch gemacht. Am ersten Abend trafen wir uns alle im ‚Golf-Club‘ zum Abendessen. Am nächsten Tag fuhren wir in die Berge nach Kasauli und aßen dort Mittagessen in einer Militärstation. Anschließend gingen wir noch zu einem Aussichtspunkt, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten. Der nächste Tag war Montag, was bedeutete, dass wir das erste Mal in die Schule mussten. Wir trafen uns im Untergeschoss der Vivek High School, um unsere Projektarbeit zum Thema ‚Mythen und Geschichten‘ zu beginnen. Wir lasen zusammen die Geschichte von Ramayana und guckten später einen animierten Film zu dieser Geschichte. Später schrieben wir in Gruppen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ramayana und Cinderella, da wir dieses Märchen in der Gruppenarbeit in Deutschland bearbeitet hatten. Mittwoch war der höchste Feiertag der Sikh-Religion (Gurupurab) und nachdem wir ein Feuerwerk gemacht haben, gingen alle Schüler mit ihren Gastfamilien jeweils in einen Gurdwara. Am Donnerstag haben wir, nach der Projektarbeit, den ‚Rock Garden‘ besucht. Dieser Garten hat täglich über 5000 Besucher und besteht ausschließlich aus Recycling Material. Freitag haben wir weiter an dem Projekt gearbeitet. Am Samstag sind wir um 6 Uhr morgens los nach Amritsar abgefahren. Nach gemeinsamem Mittagessen im Hotel haben wir uns auf den Weg zur Indisch-Pakistanischen Grenze (Wagah) gemacht. Nach geschätzten 500 Sicherheitskontrollen sind wir letztendlich an der Grenze angekommen. An der Grenze direkt ist jeden Tag eine riesige Zeremonie, welche von indischen und pakistanischen Soldaten abgehalten wird. Es handelt sich dabei um eine Militärparade, die die militärische und kämpferische Präsenz der beiden Länder ausdrücken soll. Beide Seiten werden dabei von Einheimischen der jeweiligen Länder angefeuert. Am nächsten Tag sind wir zum größten Sikh-Tempel der Welt gefahren, dem Goldenem Tempel, oder wie er wirklich heißt, Harmandir Sahib. Der Tempel steht auf einer Insel in einem kleinem See und ist mit Plattgold belegt. Nach ca. zweistündigem Anstehen haben wir uns ungefähr eine ¾ Stunde in dem Tempelbereich aufgehalten. In dem See um den Tempel herum hat man mehrere Menschen gesehen, welche sich in diesem Wasser gewaschen haben, um ihr persönliches Karma aufzubessern. Am Abend fuhren wir wieder zurück nach Chandigarh. Der nächste Tag, war der Tag der Präsentation, also trafen wir uns um 8 Uhr in der Schule und beendeten die Gruppenarbeit und um 13 Uhr kamen dann die Eltern und andere Lehrer, um sich unsere Präsentation anzugucken. Am Abend waren die Austauschschüler mit ihren Familien jeweils Essen, da es der letzte Abend mit den Familien war. Am nächsten Morgen trafen wir uns am Bahnhof in Chandigarh, um uns von den Eltern zu verabschieden und mit den Austauschschülern in den Zug nach Delhi zu steigen.
Dort begann dann der letzte Teil unseres Aufenthaltes in Indien....
(Luis Boch)

Alle am Projekt beteiligten Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Eltern waren sich nach der Rückkehr aus Indien einig: Alle Arbeit und alle Zeit, die wir investiert haben, hat sich absolut gelohnt. Wir wurden reich beschenkt mit Erfahrungen, Freundschaften, Eindrücken und Bildern, die wir mit nach Hause nahmen und bei manch einem auch mit einem neuen Blick auf den Luxus, in dem wir hier so selbstverständlich leben.

Auch im Jahr 2016 wollen wir uns wieder auf den Weg nach Indien machen.
Falls wir wieder als teilnehmende Schule ausgewählt werden, wird es vor den Osterferien in den 9. Klassen dazu Informationen und Bewerbungsformulare geben. Wir freuen uns über alle Interessierten!
Ansprechpartnerinnen sind Frau Lang und Frau Schwarz.
Es gibt auch schon ein spannendes neues Projektthema, das an dieser Stelle noch nicht verraten wird!

Katja Lang

 


 

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